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SILVIA WIENEFOET

Serie Warten 2005/04



Ich lege ein Bildarchiv von Menschen an. Menschen, die warten. An Bushaltestellen, in Schlangen beim Bäcker, bei Mc Donaldīs oder Menschen, die in der Gruppe stehen und auf irgendetwas zu warten scheinen. Ich gehe durch die Stadt und „sammle“ photographisch Wartesituationen. Im nächsten Schritt sortiere ich das entstandene Bildmaterial in Einzelsituationen und Gruppensituationen. Durch diesen zweiten Arbeitsschritt, durch das analytische Sortieren, Ordnen, Hängen der Bilder nach Gruppen, ist deutlich geworden, dass es der Einzelne in der Masse ist, der mich interessiert. Und eigentlich ist es der „Blick dazwischen“, der mich dazu bringt, den Menschen, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht, zu photographieren. Für den Moment, in dem die Person zwar in der äußeren Welt verhaftet ist, aber innerlich, in Gedanken abdriftet. Der Moment zwischen zwei Gedanken, zwischen zwei Sätzen. Ich vergleiche diesen Blick mit dem Moment, wenn die schwingende Schaukel für einen Moment stagniert, um die Richtung zu wechseln. Um dem Menschen noch näher zu kommen, greife ich mittlerweile entweder zum Extremzoom oder vergrößere mir die Personen am Kopierer hoch. Die künstlerische Arbeit wird immer mehr zu einer Untersuchung, zu einer Suche und Klassifizierung des individuellen Moments dazwischen.Jede Stadt, jede Einkaufszone, jedes U-Bahn-Netz hat eine eigene Vibration. Somit wird der nächste Schritt sein, einen mir unbekannten Ort intensiv in einem längeren Zeitraum zu untersuchen. Sowohl er als auch die sich in ihm aufhaltenden Menschen werden zunächst beobachtet, photographisch dokumentiert, um dann einen Moment, eine Typographie oder auch einen bestimmten Ausschnitt herauszugreifen, um mit diesem künstlerisch weiterzuarbeiten. Was daraus resultiert, ist in diesem Stadium meiner Arbeit nicht vorhersehbar. Er wird sich aus dem gefundenem Material vor Ort ableiten.Das Herausgreifen eines lange beobachteten Menschen und das Wiederhineinfügen in eine alte, jedoch veränderte Situation wäre denkbar. Die subtile Veränderung der Wartesituation ebenso. Warten also, als ein Moment dazwischen, der das Erinnern und Vorausschauen zugleich beinhaltet. Die photographische Dokumentation, diese visuelle Form der Untersuchung spiegelt Bewusstseinszustände einzelner Menschen in der Gruppe ihres Alltags wieder. Ob diese Serie eine allgemein wahrnehmbare Bewusstseinslage offenbart, wird sich zeigen.

Photographien





Photokopien


Abphotographierte Kopien


 

übermalte Kopien


Kommentare vor Ort




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