Das Projekt typewriting schreibt Kommentare von geflüchteten Menschen zu persönlichen Fotos, die sie selbst in ihrer Heimat kurz vor ihrer Flucht gemacht haben.
Die Künstlerin druckt die Fotos farbig aus, übermalt sie und gibt ihnen Pinselstrich für Pinselstrich eine Schutzschicht.
Die Kommentare der geflüchteten Menschen sind in Brailleschrift, also der Punktschrift für Blinde, analog mithilfe einer Braille-Schreibmaschine getippt. Diese Schrift basiert auf ein System von sechs Punkten, die reliefartig erhaben, mit den Händen ertastend gelesen werden können.
Durchgedrückte Punkte heben die Farbschicht und damit die fotografierte Situation partiell empor. Diese Texte der Geflüchteteten müssen im wahrsten Sinn begriffen werden. Aber das Erlebte ist oft unbegreiflich für die Personen selbst, noch viel mehr unbeschreiblich für Außenstehende.
Die Bilder mit den Kommentaren ihrer FotografInnen werden zu künstlerischen Chiffren eines Erlebens, das die Oberfläche zwar zeigt, aber das höchstsubjektive Erleben der dargestellten Situation den meisten von uns verschlossen bleibt.
Silvia Wienefoet, März 2023
Archiv der Kategorie: Malerei
Serie Dreharbeiten
2002 – 2004
Lichthof Köln
2004
Hagenring Galerie
2004
Heßstraße
2003
Dreharbeiten – Malerei
70 x 70 cm
Mischtechnik auf Papier
2003
Dreharbeiten Zeichnungen
30,4 x 30,4 cm
Mischtechnik auf Papier
2004
Drehwürfel
19 x 19 cm
Mischtechnik auf Tulpenholz
2004 – Auflage 6
Freunde Finden
30,4 x 30,4 cm
Mischtechnik auf Papier
2003
Die Arbeiten beschäftigen sich mit dem scheinbar zufälligen Zusammentreffen von Menschen. Wann entsteht eine Beziehung zwischen zwei und mehr und wann verbleiben die Personen in ihrem Dasein isoliert? Einzelpersonen aus der Presse und dem eigenen Photoarchiv werden auf dem Bildgrund zusammengefügt. Um eine zunächst formale Gemeinsamkeit herzustellen, werden Bildfragmente aus unterschiedlichen Kontexten auf eine Ebene durchgezeichnet. Die Beziehung der Personen zueinander ist nicht eindeutig zu klären, ebenso sind die Orte, an denen sich die Figuren aufhalten, nicht genau zu bestimmen. Das Wie? und Warum? und das Wie weiter? zu klären, wird dem Betrachter überlassen. Allen Arbeiten liegt das Quadrat zugrunde. Die Arbeiten sind drehbar. Die Arbeiten funktionieren von allen Seiten.
Für die Galerie Hagenring 2004 habe ich erstmals eine Wandzeichnung vor Ort konzipiert. Diese Wandarbeit überschreitet zum ersten Mal den konstruierten Raum der zweidimensionalen Arbeiten. Erschlossen sich bisher dem Betrachter die dargestellten Situationen, indem er die Arbeiten drehte, so muss er sich nun selbst in diesen bewegen – nahezu in sie eintauchen.